David Bohm (1917 – 1992) war ein US-amerikanischer Quantenphysiker und Philosoph. Er konnte in seiner Arbeit als Wissenschaftler beobachten, dass Kommunikation innerhalb von Gruppen aber auch im Zwiegespräch immer weniger zufriedenstellend gelingt. Er führt dies darauf zurück, dass die Diskussionsteilnehmer von unterschiedlichen Bedeutungen ausgehen, die ihren Mitteilungen zugrunde liegen. Er sieht im Dialog eine Möglichkeit, diese Unterschiede genauer anzusehen und sich darüber einander anzunähern.
Wenn jemand in einem solchen Dialog etwas äußert, wird die Erwiderung des Gesprächspartners im allgemeinen nicht von genau derselben Bedeutung ausgehen, die die erste Person im Sinn hatte. Die Bedeutungen sind vielmehr nur ähnlich und nicht identisch. Wenn der Gesprächspartner daher antwortet, erkennt die erste Person einen Unterschied zwischen dem, was sie sagen wollte, und dem, was der andere verstanden hat. Beim Nachdenken über diesen Unterschied wird vielleicht das Erkennen von etwas Neuem möglich, das sowohl für die eigene Sichtweise wie auch für die Sichtweise des Gesprächspartners relevant ist.
Und so kann es hin- und hergehen, während ständig neue Inhalte entstehen, die beiden Gesprächspartnern gemeinsam sind. In einem Dialog versuchen also die Gesprächsteilnehmer nicht, einander gewissen Ideen und Informationen mitzuteilen, die ihnen bereits bekannt sind. Vielmehr könnte man sagen, daß die beiden etwas gemeinsam machen, das heißt, daß sie zusammen etwas Neues schaffen.“
(David Bohm, Der Dialog. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, S. 27)
Im Video erläutert er seine Sicht auf den Dialog und die damit verbundene Fähigkeit, Gefühle, Sichtweisen und Annahmen zu suspendieren, sie in der Schwebe zu halten. Dies ist wichtig, um das Gegenüber zu verstehen und nicht gleich mit eigenen Bildern, Vorstellungen und Meinungen zu überfluten.
https://youtu.be/QbB4WT_7a60